Warum ich telefonisch nicht (mehr) zu erreichen bin

Solange ich mich erinnern kann, hat das Telefon eine zentrale Rolle in meinem Leben und in meiner Familie eingenommen. Wenn das Telefon im Arbeitszimmer meines Vaters schrillte, wurde zum Hörer geeilt. „Es klingelt“, führte meine gesamte Kindheit und Jugendzeit zu hektischer Betriebsamkeit. Unzählige Male Trepp-auf, Trepp-ab, um Anrufe entgegenzunehmen, es könnte ja wichtig sein.
Dieses gelernte Verhalten habe ich natürlich auch in meinem Business übernommen. Das Telefon war ein zentraler Kommunikationskanal mit Kunden und Mitarbeitenden. »Telefonische Erreichbarkeit« hätte es beinahe auf die Liste unserer Firmenwerte geschafft, stand als Synonym für die mir wichtige Kommunikation.
Über viele, viele Jahre riefen uns jeden Tag Kunden und Geschäftspartner an, beauftragten Leistungen, klärten offene Fragen oder stimmten Details ab. Hinzu kamen Anrufe von Neukunden, Telesales-Unternehmen, Bewerber:innen & Co. Nicht zu vergessen die zahllosen Anrufe, die wir selbst aktiv führten, um Aufträge abzuklären oder uns ins Gespräch zu bringen.
An manchen Tagen war ich netto sechs bis acht Stunden selbst am Hörer, das Ohr glühte und ich kam kaum zu anderen Tätigkeiten. Arbeitstage ohne telefonische »Störung« kannte ich nicht. Denn trotz Assistenz, die eingehende Anrufe freundlich und versiert entgegennahm, konnte und wollte ich aufs Telefonieren nicht verzichten.
»Wir sind für unsere Kunden und Partner während der Bürozeiten immer erreichbar«, war eine gelebte Maxime im gesamten Team und Ausdruck unserer Zuverlässigkeit.
Lass uns vorspulen, wie es heute aussieht
Wenn Du Lust hast, wähl‘ doch einfach mal die 05734 969 280, unsere Agentur-Rufnummer. Du kannst zu jeder Tages- oder Nachtzeit dort anrufen, wirst freundlich begrüßt und erfährst, dass ich telefonisch nur per Terminvereinbarung zu erreichen bin. Dazu kannst Du eine kurze Nachricht hinterlassen oder eine E-Mail schreiben. Wer diese Option nutzt, erhält den Link auf mein Terminbuchungstool (»Calendly«), das auch auf meiner Website eingebunden ist.
Ich habe mich zu diesem Schritt vor rund zwei Jahren entschieden und konnte damals nur ahnen, welche positiven Auswirkungen das haben würde:
- Ich teile meine Zeit heute frei ein (innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen) und bin nicht mehr vom Klingeln des Telefons getrieben
- Ich kann mich in vereinbarten Terminen ungestört auf die Anliegen unserer Kunden, meiner Kolleginnen und Kollegen sowie anderer Gesprächspartner konzentrieren
- Ich kann Zeiten im Kalender blocken, in denen ich komplett ungestört arbeiten, planen, denken und leben kann
Ich bin heute telefonisch nicht mehr zu erreichen, es sei denn, zu einer fest vereinbarten Zeit. Unnötig zu erwähnen, dass gleiches auch für mein Mobiltelefon gilt.
Darf er das?
Anfang der Woche habe ich mit einem neuen Ansprechpartner bei einem unserer Kunden telefoniert (er hatte vorher einen Termin über Calendly gebucht). Er fragte im Gespräch nach, ob ich denn telefonisch anscheinend gar nicht direkt zu erreichen sei. Ich erklärte ihm die aus meiner Sicht großen Vorteile und warum ich mich dazu entschieden hätte. Auch wenn er es sich vielleicht anders gewünscht hätte, konnte er meine Gründe nachvollziehen.
Mein Zirkus, meine Affen: Ich habe mir den Schritt sehr gründlich überlegt und bin bereit, den Preis dafür zu zahlen, wenn ich in einem vielleicht wichtigen Fall nicht zu erreichen bin.
- Ich erhalte einen neuen Auftrag nicht, weil der potenzielle Kunde sich ein direktes Gespräch gewünscht hätte
- Ein dringendes Thema lässt sich nicht just-in-time klären, so dass eine günstige Gelegenheit verstreicht
- Jemand empfindet mein Verhalten als überheblich oder sieht es als mangelnde Wertschätzung für seine Bedürfnisse an
Hier möchte ich Dir das Bild der Sauerstoffmasken im Flugzeug geben: Zuerst ziehst Du Dir die Sauerstoffmaske selbst über Mund und Nase, danach kümmerst Du Dich um die Mitreisenden.
Die Wertschätzung meiner eigenen Bedürfnisse brachte so viel Zufriedenheit, Freiheit und Ruhe in mein (Arbeits-) Leben, dass ich heute wieder mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung für andere aufbringen kann.
DND auf meinem Telefon steht in diesem Sinne nicht für »Do not Disturb« (Nicht stören), sondern für die zweite Bedeutung der Abkürzung: »Drag and Drop« (auf dem Computer verschiebst Du eine Datei oder ziehst sie in ein Programm und öffnest sie damit). Ich habe die frühere Funktion des Telefons verschoben und der Kommunikation eine neue, bessere Bestimmung gegeben.
In diesem Sinne freue ich mich auf wertschätzende, intensive, inspirierende Gespräche – kurze Terminvereinbarung vorab genügt und wir plaudern gerne via Zoom, Teams oder Telefon …
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